Die Planetary Health Diet
37 Wissenschaftler aus 16 Ländern haben in die Zukunft geblickt, und sie wird ohne unsere Hilfe nicht funktionieren! Wie genau diese Diät und die Rettung der Welt funktionieren soll, können Sie in diesem Artikel lesen. Heute sind wir mit einer stetig steigenden, globalen Umweltbelastung und dem Klimawandel konfrontiert. Gleichzeitig ernähren wir uns immer schlechter und gefährden damit unsere Gesundheit. Wenn wir uns weiter auf diese Weise ernähren und den Planeten belasten, wird es nicht möglich sein, die gesamte Weltbevölkerung mit Essen zu versorgen. Eine drastische Entwicklung – mit der Planetary Health Diet können diese drei Probleme langfristig gelöst werden.
Denn:
– sie fördert die Gesundheit des Menschen.
– sie stellt sicher, dass die gesamte Bevölkerung genug abbekommt.
– sie schützt gleichzeitig den Planeten und stellt eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und -verwertung sicher.
Klimawandel und eine immer weiter wachsende Weltbevölkerung
Die Lebensmittelindustrie ist für etwa 19-29 Prozent aller globalen Treibhausgase verantwortlich. Damit zählt sie zu den bedeutendsten Verursachern von Treibhausgasemissionen und trägt maßgeblich zum Klimawandel bei. Auch die biologische Vielfalt wird durch die Lebensmittelindustrie gefährdet. Rund 70% des Frischwassers wird gebraucht, um unseren heutigen Ernährungsstil zu ermöglichen. Wie Lebensmittel produziert werden und wie wir sie verzehren beeinflusst also nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unseren Planeten und die zur Verfügung stehenden Ressourcen. Eine wachsende Weltbevölkerung mit einer gesunden Ernährung aus nachhaltiger Lebensmittelproduktion versorgen zu können, stellt damit eine enorme Herausforderung dar.
Genau diese Herausforderung war Anlass dazu, dass sich 37 Wissenschaftler aus 16 Ländern zusammengetan und einen Speiseplan entworfen haben. Die sogenannte EAT-Lancet Commission bestand dabei aus Experten verschiedener Fachbereiche, darunter
– Landwirtschaft
– Klimawandel
– Gesundheit
– Politikwissenschaft
– Ernährungswissenschaft
Neben der Fachzeitschrift Lancet sind das unabhängige Forschungsinstitut Stockholm Resilience Centre und die norwegische NGO EAT an dem Projekt beteiligt. Zwei Jahre lang dauerten die Beratungen, die den Planeten retten sollten. Das Ergebnis ist die Anfang 2019 veröffentlichte Planetary Health Diet – die ideale Ernährungsform für die gesamten Weltbevölkerung.
Der Speiseplan berücksichtigt die (Ressourcen-)Grenzen des Planeten trägt dazu bei, sowohl die UN Sustainable Development Goals als auch die im Pariser Klimaabkommen festgelegten Ziele zu erreichen. Gleichzeitig dient auch die Gesundheit des Menschen als Maßstab, denn mithilfe des Speiseplans können Krankheiten wie Herzinfarkte und Diabetes vorgebeugt werden. Befolgen wir die Diät, können wir dem Klimawandel entgegenwirken, etwa elf Millionen frühzeitige Tode verhindern und sicherstellen, dass die gesamte Bevölkerung ausreichend Lebensmittel zur Verfügung hat – der Speiseplan, der die Welt rettet. Um die Ziele zu erreichen müssen zwei explizite Punkte des Ernährungssystems verändert werden:
– der Verbrauch – in Form einer gesunden Ernährung
– die Produktion – in Form einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion
Eine Ernährung im Einklang mit der Gesundheit des Menschen
Um die Planetary Health Diet erfolgreich umsetzen zu können, müsste der Konsum von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen in etwa verdoppelt werden. Die Grafik zeigt: Der durchschnittlicher Verzehr von Rindfleisch und stärkehaltigen Gemüsesorten wie Kartoffeln liegt deutlich über der Mengengrenze einer gesunden Ernährung, der Health boundary. Der Konsum müsste in beiden Fällen um etwa zwei Drittel reduziert werden, um den Speiseplan der Planetary Health Diet einzuhalten. Wenn sich alle an diese Vorgaben halten und die Umstellung gelingt, könnten jährlich rund 20% der weltweiten Todesfälle vermieden werden. Denn: Herzinfarkte, Diabetes und andere Krankheitsmuster sind häufig auf eine ungesunde Ernährung zurückzuführen. Die Planetary Health Diet ist genau so konzipiert, dass sie die Gesundheit der Menschen verbessert.
Wie sieht der Speiseplan der Zukunft aus?
Und so sähe der weltweite tägliche Speiseplan der Zukunft aus (bei einem Verbrauch von 2500 kcal pro Tag):
232g Vollkorn(Trockengewicht) wie Reis, Weizen, Mais oder andere Vollkornprodukte
50g Kartoffeln oder Maniok
300g Gemüse, davon je 100g dunkelgrünes Gemüse, 100g rotes/orangenes Gemüse und 100g andere Gemüsesorten
200g Obst und Früchte
250g Milch und Milchprodukte aus Vollmilch einschließlich Käse
7g Rind oder Lammfleisch
7g Schweinefleisch
29g Huhn oder Geflügelfleisch
13g Eier
28g Fisch
100g (Trockengewicht) Hülsenfrüchte davon variabel 50g Bohnen, Linsen oder Erbsen, 25g Sojaprodukte, 25g Erdnüsse
25g Nüsse
0-8g Palmöl
40g (bzw. 20-80g) Ungesättigte Öle
0g Milchfett (ist in den Milchprodukten ausreichend enthalten)
0-5g Schmalz oder Talg
31g zusätzlicher Zucker (alle Zuckerarten)
Aber die veränderte Ernährungsweise reicht allein nicht aus. Auch die Bedingungen der Lebensmittelproduktion müssen verbessert und die Menge der Lebensmittelabfälle reduziert werden. Denn neben dem Kohle- und Öl Abbau und den Abgasen durch Verkehrsmittel, ist es vor allem die Landwirtschaft, die das Klima nachhaltig schädigt und übermäßig Ressourcen verbraucht. Unsere Ernährungsversorgung hängt dabei von insgesamt sechs zentralen Faktoren ab:
– Wasser
– Land
– Biologische Vielfalt
– Klima
– Stickstoff
– Phosphor
Um unsere Umwelt zu schützen und die Planetary Health Diet umsetzen zu können, wurden für jeden dieser Faktoren Grenzen definiert, innerhalb derer die Lebensmittelproduktion zukünftig agieren sollte. Damit wird sichergestellt, dass unsere Ernährung innerhalb der planetaren Grenzen hergestellt wird. Die Planetary Health Diet kombiniert damit die gesundheitlichen Grenzen des Menschen und die planetaren Grenzen der Erde. Das Ergebnis: Ein Ernährungssystem im Einklang mit Mensch und Natur.
Nur mit einer weltweiten Ernährungsumstellung wird dieses Ernährungssystem tatsächlich möglich. Damit die Ernährungsumstellung gelingen kann, bietet die Planetary Health Diet den allgemeingültigen Referenzrahmen für eine gesunde und umweltgerechte Ernährungsweise. Mit viel Gemüse, vielen Nüssen und wenig Fleisch soll das gelingen.
Der Speiseplan der Zukunft: Was und wie viel darf ich essen?
Die Planetary Health Diet sieht eine strikte, tägliche Mengenvorgabe der verschiedenen Lebensmittel vor. Insgesamt können 2.500 Kilokalorien zu sich genommen werden. Die empfohlene Ernährungsweise besteht aus jeder Menge Obst und Gemüse, aus Vollkornprodukten und Nüssen sowie Hülsenfrüchten. Fisch, Geflügel und Meeresfrüchte sollten lediglich in moderaten Mengen auf dem Teller landen. Stärkereiche Gemüsearten, rotes Fleisch, Milchprodukte und vor allem Zucker sind nur in geringen Mengen vorgesehen.
Und so sieht die Planetary Health Diet in Zahlen aus:
Aber was bedeuten die abstrakten Grammangaben für unseren Alltag? Wie viel ist beispielsweise 7g Schweinefleisch oder 13g Ei? Ein Rumpsteak wiegt durchschnittlich zwischen 200g und 400g. Das bedeutet, dass wir etwa einmal im Monat ein Steak essen dürften. Ein Fischfilet darf einmal pro Woche auf dem Teller landen und ein Ei der Klasse M geht alle vier Tage. Täglich dürften wir etwa vier Scheiben Käse und einen kleinen Becher Joghurt essen. Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte dürfen dagegen in großen Mengen auf dem täglichen Speiseplan landen. Klingt nicht einfach, aber mit der richtigen Einstellung durchaus machbar. Wie die Mahlzeiten mit der Planetary Health Diet in real aussehen könnten, können Sie hier nachlesen. Viel Gemüse, abwechslungsreiche Gerichte und bunte Teller!
Fünf Strategien für die globale Ernährungsumstellung
Wie genau soll die Planetary Health Diet umgesetzt werden? Die Wissenschaftler haben insgesamt fünf sofort umsetzbare Strategien entwickelt, damit die Ernährungs- und Produktionsumstellung auch wirklich realisiert werden kann. Diese Strategien bieten einen universellen Handlungsrahmen für alle Nationen und Menschen der Erde. Damit im Jahr 2050 tatsächlich etwa 10 Milliarden Menschen gesund ernährt werden können und der Planet gerettet wird, müssen verschiedenste Akteure ihren Beitrag leisten. Die Politik, die Wirtschaft, die Landwirtschaft und jeder einzelne Verbraucher. Jeder von uns, muss konkrete Maßnahmen umsetzen, um eine Veränderung zu ermöglichen.
1. Die erste Strategie besteht daraus, eine gesündere Ernährung durch die Politik zu fördern.
2. Zudem soll mit der zweiten Strategie darauf geachtet werden, dass sich die Qualität und Vielfalt statt der Quantität in der Landwirtschaft erhöht.
3. Es muss zudem nachhaltig in die Landwirtschaft investiert werden.
4. Auch strengere Vorgaben für die Nutzung von Land und Meer müssen strategisch verfolgt werden, um eine nachhaltige Lebensmittelversorgung gewährleisten zu können.
6. Die Lebensmittelabfälle müssen insgesamt halbiert werden.
Halten sich sämtliche Akteure an die Vorgaben und leisten ihren Beitrag zur Erfüllung des neuen Ernährungssystems, kann die Planetary Health Diet kurz gefasst dazu führen, dass:
1. Treibhausgasemissionen reduziert werden
2. die Ressource Wasser geschont wird
3. die Artenvielfalt geschützt wird
4. ein unnötiger Ausbau des Ackerlands verhindert wird
5. mehr Menschen mit Nahrung versorgt werden können
6. die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden verbessert wird
7. vorzeitige Todesfälle verhindert werden
Dabei sollten wir uns aber nicht auf den fünf großen Strategien ausruhen, die in der Hand der Politik liegen. Die Verantwortung liegt bei uns allen. Jede kleine Veränderung zählt. Jeder Verbraucher kann im eigenen Alltag dafür sorgen, dass wir uns langfristig gesünder ernähren UND der Planet gerettet wird. Wie das gehen soll? Es fängt mit kleinen Schritten an. Indem wir zum Beispiel darauf achten, unsere Lebensmittel von lokalen Anbietern zu kaufen. Denn: Der Transport einer Avocado von Chile nach Deutschland verursacht auf ihrem Weg Emissionen. Wieso versuchen wir es stattdessen nicht einfach mit einem Ausflug zum Wochenmarkt oder zum ansässigen Bauern und kaufen saisonale Produkte? Damit retten wir unsere Gesundheit, unseren Planeten und obendrein die lokale Wirtschaft. Eine Win-Win-Situation von der wir alle profitieren.
In unserer Datenbank DACON Ernährungstipps auf pharmazie.com finden Sie 122 Ernährungstipps bei Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes oder Lactoseintoleranz. Was ist die Steinzeit-Diät und die Anti-Enzündungsdiät? Was bringen Hausmittel wie geriebener Apfel und Karottensuppe bei Durchfall?
Veröffentlicht wurden Ergebnisse der Planetary Health Diet in der Fachzeitschrift The Lancet. Hier können Sie sich den gesamten Bericht ansehen.
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